Orgel

ORGELKONZERT ZUM 25. TODESTAG VON OLIVIER MESSIAEN

Donnerstag, 27. April 2017, 20:00 Uhr, St. Ludwig

Orgelkonzert zum 25. Todestag Olivier Messiaens

Les Corps Glorieux - Sieben Visionen über das Leben der Auferstandenen

Aus: Livre du Saint Sacrement: Sätze XV - XVIII

Stephan Heuberger, Orgel

(Eintritt frei)

„Ich wusste, dass du es sein würdest… Ich wusste, dass deine Hände die Luft streicheln würden, um das Kleid der Feen zu ergreifen…" – So beginnt ein langes Gedicht, das eine Mutter im Jahr 1908 ihrem noch ungeborenen Sohn widmete; am 10. Dezember kam er auf die Welt. Bald bewahrheitete sich die Prophezeiung der Mutter, die Liebe zu allem phantastischen, märchenhaften, die Faszination für imaginäre Welten begleitete Olivier Messiaen von Kindheit an. Später kam ein ebenso intensives Interesse an der empirisch erfahrbaren Welt dazu: er eignete sich enormes Wissen auf den Gebieten der Astronomie, der theoretischen Physik, der Mineralogie an und widmete sich vor allem der Erforschung von Vogelgesängen in aller Welt.

„Wahre Märchen" nannte Messiaen die biblischen Geschichten und den christlichen Glauben; „wahre Märchen" die in eine scheinbar jenseitige Traumwelt entführen, jedoch nichts anderes als die tiefe Realität im Innersten der menschlichen Seele ausdrücken. Besonders liebte er das letzte Buch des Neuen Testaments, die „Offenbarung des Johannes", deren bildreichen Visionen er nicht nur als eine Vorausschau auf eine zukünftige Welt sah sondern genauso als einen Blick auf die gegenwärtige tiefste Sehnsucht der Seele, die allein dem jetzigen Leben Sinn und Glück verleiht.

„Les Corps Glorieux" – mit „Die verklärten Leiber" kaum adäquat übersetzbar – heißt ein 1939 entstandener siebenteiliger Orgelzyklus Messiaens , in dem Texte aus der „Offenbarung" eine große Rolle spielen. So inspirieren unablässig lebendig sprudelnde Quellen (Offb 7,17) den zweiten Satz oder das Bild vom schwerelos aus der Hand eines Engels aufsteigenden Weihrauchwolken (Offb 8,4) den dritten Satz. Beiden Stücken stellt der Komponist das Wort „rêveur" – „verträumt" voraus. Als „traumverloren", absichtslos offenbart sich in diesen Bildern das Wesen allen Lebens.

Am Donnerstag, den 27. April 2017, genau an Messiaens 25. Todestag, spielt Stephan Heuberger um 20 Uhr in St. Ludwig den ganzen Zyklus „Les Corps Glorieux" sowie die vier Schlusssätze aus dem letzten Orgelwerk des Komponisten, dem „Livre du Saint Sacrement". Darunter der lebendige Satz 15 mit dem Titel „Die Freude der Gnade", der musikalisch ausschließlich aus den Gesängen von drei verschiedenen Vögeln besteht und das berührend schlichte und gleichzeitig harmonisch reiche „Gebet nach der Kommunion" (Satz 16). Abgeschlossen wird das Konzert mit dem ekstatisch virtuosen 18. Satz, dem „Alleluja final", bei dem im wahrsten Sinn des Wortes alle Register der Orgel gezogen werden.