Lesung zum 76. Todestag von Sophie Scholl in der Sophie-Scholl-Gemeinde München

Einladung zur Lesung aus dem Briefwechsel Sophie Scholl – Fritz Hartnagel in der Offenbarungskirche, Schildensteinstraße 17, 81673 München

am Freitag, 22.2.2019, 19.30 Uhr, 76. Todestag von Sophie Scholl

„Damit wir uns nicht verlieren“ Sophie Scholls außergewöhnliche Beziehung zum Wehrmachtsoffizier Fritz Hartnagel - Jugendliche lesen aus dem Briefwechsel in der Münchner Offenbarungskirche

Am 22. Februar 1943 gegen 17 Uhr ermordete die NS-Justiz Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst aus dem Widerstandskreis Weiße Rose in München-Stadelheim. 76 Jahre danach, am Freitag, 22. Februar, um 19.30 Uhr beginnt, wenige Kilometer von Stadelheim entfernt, in der evangelischen Offenbarungskirche eine Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Sophie Scholl und Fritz Hartnagel. Theresa Braun liest die Briefe der Widerstandskämpferin, Philipp Schulze die ihres Freundes. Beide sind heute in dem Alter, in dem das Paar damals war. Theresa Braun (20) aus der Theatergruppe der Evangelischen Jugend München wird nach der Lesung schildern, was die Beschäftigung mit Sophie Scholl für sie bedeutet.

Musikalisch wird die Lesung von Sabine Hübner (Flöte) und Christian Leyh (Gitarre) gestaltet.

Erst 2005 wurde der bewegende Briefwechsel zwischen Sophie Scholl und Fritz Hartnagel aus den Jahren 1937 bis 1943 unter dem Titel „Damit wir uns nicht verlieren“ veröffentlicht. Bald erschien davon auch eine Taschenbuchausgabe. Wie schwer es Sophie Scholls Schwester Elisabeth, die nach dem Krieg Fritz Hartnagel geheiratet hatte, fiel, der Publikation zuzustimmen, erfuhr Björn Mensing bei einem Besuch bei der Zeitzeugin in Stuttgart. Ihr 2001 verstorbener Mann war äußerst zurückhaltend mit der Zustimmung zur Veröffentlichung einzelner Briefe, weil sie für ihn der privaten, ja der intimen Sphäre angehörten und weil er es immer für unangemessen hielt, wenn am Widerstand nicht direkt Beteiligte sich im Nachruhm der Weißen Rose sonnten.

Die Familie hat schließlich doch zugestimmt, weil der Briefwechsel deutlich macht, dass Sophie Scholl, bei allen besonderen Charakterzügen, eine ganz normale junge Frau war. Das Ringen zweier sehr unterschiedlicher junger Menschen um eine gelungene Liebesbeziehung ist vielleicht das Anrührendste, was diesen Briefwechsel auszeichnet. Zum anderen spiegeln die Briefe den Alltag junger Menschen unter der NS-Diktatur wider. Die philosophischen und religiösen Fragen, mit denen sich Sophie Scholl und Fritz Hartnagel auseinandergesetzt haben, werden deutlich, wie auch Sophies Weg von der BDM-Führerin zur Widerstandskämpferin und ihr Einfluss auf den vier Jahre älteren Freund, der als Berufsoffizier durch manche Konflikte hindurch zu einer kritischen Haltung zu Soldatentum und Krieg fand – und in den letzten Kriegstagen nur knapp der Hinrichtung wegen Befehlsverweigerung entging.

Unter dem Eindruck der Lektüre des Briefwechsels und des Besuchs bei Elisabeth Hartnagel, die in wenigen Tagen in Stuttgart ihren 99. Geburtstag feiert, hat Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, die Lesung zusammengestellt. Zur Lesung wird er eine kurze biographische und zeitgeschichtliche Einführung geben.

Der Eintritt ist frei.

Die Lesung findet im Rahmen des Weiße-Rose-Wochenendes von Sophie-Scholl-Gemeinde und Evangelischer Jugendkirche München statt. Die Offenbarungskirche, unweit der U2-Station Josephsburg im Stadtteil Berg am Laim, gehört zu der Kirchengemeinde, die sich vor einigen Wochen nach der protestantischen Widerstandskämpferin benannt hat.

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