Kirchendach
Unter dem Datum vom 2. Januar 1830 findet sich Kostenvoranschlag von Friedrich von Gärtner, in welchem er die Bedachung der Ludwigskirche in Eisenblech angedacht hatte. Im August des Vorjahres aber waren schon zwei Bücher erschienen, die sich mit dem Glasieren von Ziegeln beschäftigten. Diese hat Gärtner höchstwahrscheinlich gelesen. Jedenfalls begann in der Zeit nach der Grundsteinlegung der Ludwigskirche die Beschäftigung mit bunten Dachflächen. Tatsächlich erhielt die Ludwigkirche nach einer Umplanung von Gärtner ein solches Dach, dessen Ziegel wie ein gestickter Teppich aussahen, so schrieb damals die Presse. Etwa gleichzeitig erhielt auch die Mariahilfkirche ihr buntes Dach, welches den Krieg nicht überlebt hat. Auch das Dach von St. Ludwig wurde im Krieg durch die Druckwellen der Bomben zerstört. Beim späteren Eindecken wurden zwar viele alte Ziegel verwendet, aber auf die Farbigkeit wurde keine Rücksicht mehr genommen. So entstand ein recht unruhiges Bild auf der riesigen Dachfläche, vielleicht sollte es etwas (Ver-)störend auf die einstige Pracht hinweisen. Nur diese kannten immer weniger Menschen. So entschied man sich im Blick auf die nach der Jahrtausendwende nötig werdende Sanierung des gesamten Kirchengebäudes dazu, das Dach wieder in die von Gärtner gedachte Optik zu bringen. Es wurden nach verschiedenen Proben neue Ziegel in der alten Farbigkeit gefertigt. Dem damaligen Pfarrer Dr. Ulrich Babinsky war dabei sehr wichtig, den theologischen Gedanken der geschmückten Braut Christi zur geistigen und geistlichen Grundlage der Rekonstruktion zu machen. Für Ihn war das bis heute weit über dien Ludwigstraße und den Englischen Garten leuchtende Ergebnis eine optisch wirklich gewordene Predigt. Ganz klar besehen ist die Gestaltung des Daches von St. Ludwig aber auch ein hervorragendes Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit von Kunstsachverständigen staatlicher, wie kirchlicher Provenienz, hervorragenden Handwerkern und einer unterstützenden Gremienarbeit mit einem kunstsinnigen Pfarrer.