KIRCHLICHE FESTE IM JAHRESKREIS: DER ADVENT
Advent heißt übersetzt "Ankunft"
Bei dem Anblick von Adventsmärkten, Schokolade und Nüssen in der Adventszeit, ist es heute kaum noch vorstellbar, dass der Advent mal eine Zeit des Fastens und der Buße war. Nachweisbar ist die Adventszeit seit Ende des 4. Jahrhunderts in Gallien und Spanien. Papst Gregor der Große (540 bis 604) legte in dieser Zeit die Zahl der Adventssonntage von sechs auf vier fest.
Die Reduktion auf vier Adventswochen setzte sich erst seit der Jahrtausendwende durch. Liturgisch wurde die Regelung sogar erst mit den tridentinischen Liturgiebüchern unter Papst Pius V. (†1572) verbindlich.
In Mailand beginnt die Adventszeit heute noch bereits am 6. Sonntag vor Weihnachten, der Advent ist dort also sechs Wochen lang.
Übersetzt man das Wort „Advent“ wörtlich, sollten wir eigentlich von Ankunft sprechen. Der Advent verweist also auf die Ankuft Jesu Christi, dessen geburt wir Weihnachten feiern. Auch heute noch beginnt das neue Kirchenjahr in der katholischen und evangelischen Kirche mit dem ersten Advent am 4. Sonntag vor Weihnachten. In diesem Jahr fällt er auf den 28. November.
Pastoralreferent Dr. Werner Kleine aus Wuppertal erklärt im Radiobeitrag in "Himmel und Erde" (Sendung vom 3.12.2017),(bitte etwas nach unten scrollen!! warum für Christen am ersten Advent ein neues Jahr beginnt.
Advent als Vorbereitungszeit auf Weihnachten
Die Adventszeit steht nicht für sich allein, sondern sie zielt auf Weihnachten hin. Um dieses Fest richtig zu begehen, ist eine Vorbereitung nötig – ganz wie bei der Planung einer großen Geburtstagsfeier. Bei einem religiösen Fest geht es dabei nicht um organisatorische Arbeiten, sondern um eine geistliche Vorbereitung.
Diese geistliche Vorbereitung wurde klassisch mit Fasten und Gebet durchgeführt. Das Fasten wird vom katholischen Kirchenrecht für den Advent aber bereits seit 1917 nicht mehr gefordert, das Gebet rückte dadurch mehr in den Mittelpunkt.
In der Liturgie ist die Verwandtheit zur Fastenzeit vor Ostern noch heute am reduzierten Blumenschmuck und der liturgischen Farbe Violett zu erkennen. Selbst der Beginn der Karnevalszeit am 11. November hat damit zu tun, da hier (genauso wie an den närrischen Tagen vor Aschermittwoch) vor der adventlichen Fastenzeit nochmal gefeiert wurde.
Vier Themen an vier Adventssonntagen
Jeder der vier Adventssonntage steht unter einem anderen Thema:
- Am 1. Adventssonntag steht die Wiederkunft Jesu im Mittelpunkt. Die Lesungen berichten von der Apokalypse und dem Jüngsten Gericht.
- Am 2. Adventssonntag nehmen die Gläubigen Johannes den Täufer als Propheten in den Blick.
- Der 3. Adventssonntag heißt „Gaudete“-Sonntag. „Gaudete“ heißt „Freut euch“ übersetzt. Erneut spielt an diesem Sonntag Johannes der Täufer eine zentrale Rolle. Die liturgische Farbe an diesem Sonntag ist Rosa.
- Der 4. Adventssonntag ist der Gottesmutter Maria gewidmet. Das Hochfest „Mariä Empfängnis“ feiern Christen am 8. Dezember.
Wer hat den Adventskalender erfunden?
Der Brauch des Adventskalenders entwickelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Einen richtigen „Erfinder“ gibt es nicht – vielmehr kamen um 1840 in den Familien unterschiedliche Formen auf, die Wartezeit auf Weihnachten greifbar zu machen.
Die ersten einfachen Adventskalender waren 24 Kreidestriche an der Wand. Täglich wischten die Kinder einen Strich bis Weihnachten weg.
Eine andere Form bestand darin, nach und nach 24 Bildchen an die Wand oder ans Fenster zu kleben, bis Weihnachten vor der Tür stand. In katholischen Gegenden legten Kinder für jede gute Tat Stroh in eine Krippe, damit das Jesuskind bequem liegen konnte.
Vater des Adventskalenders mit Türchen ist der Verleger Gerhard Lang aus München. 1902 druckte er die ersten Exemplare. Die Nationalsozialisten deuteten die Weihnachtssymbolik zu Märchenmotiven um und beraubten den Adventskalender seiner christlichen Wurzel. Dem stehen katholische und evangelische Adventskalender mit seelsorglichem und pädagogischem Charakter gegenüber.
Der Adventskranz entwickelte sich im 19. Jahrhundert
Den Adventskranz hat der evangelische Theologe und Gründer der Inneren Mission der Evangelischen Kirche, Johann Hinrich Wichern, 1839 erfunden. Er hatte die Idee, die Tage bis Weihnachten mit brennenden Kerzen abzuzählen.
Sein Adventskranz war ursprünglich ein Wagenrad, auf dem insgesamt 24 Kerzen standen: Vier große weiße Kerzen für die Sonntage und 20 kleine rote Kerzen für die Wochentage. Jeden Tag wurde eine Kerze entzündet, bis an Heiligabend schließlich alle Kerzen brannten. Das Licht sollte ein Symbol für Jesus Christus sein, der als das wahre Licht der Welt an Weihnachten geboren wird.
Mit der Zeit hat sich aus dem Adventskranz von Johann Hinrich Wichern der heute übliche Adventskranz mit vier Kerzen entwickelt. Nach dem ersten Weltkrieg verbreitete sich der Brauch des Adventskranzes überkonfessionell bis in den Süden Deutschlands.
Tannenzweige: Symbol für Leben und Hoffnung
Ab 1860 verwendete Johann Hinrich Wichern Tannenzweige als Schmuck für den Adventskranz. Tannenzweige sind ein Symbol für das Leben: Die Tanne grünt auch im Winter und verweist auf die Hoffnung, dass die Natur im Frühling wieder zu neuem Leben erwachen wird. Neben Grün prägt auch die Farbe Rot die Adventszeit. Die rote Farbe der vier Kerzen symbolisiert das Blut Jesu Christi, dass er am Kreuz vergießen wird.
Anders als die üblichen Gestecke aus Tannenzweigen ist der traditionelle Adventskranz rund. Der Kreis ohne Anfang und Ende steht zeichenhaft für die Ewigkeit, die den Menschen durch die Auferstehung Jesu Christi geschenkt ist.
Der Adventskranz erobert die Kirchen
In Köln hing 1925 erstmals ein Adventskranz mit vier Kerzen in einer katholischen Kirche. Größere Verbreitung fand der beliebte Brauch in der katholischen Kirche erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei verträgt sich der Adventskranz durchaus gut mit der katholischen Liturgie des Advents: Licht als Symbol für Christus und grüne Tannenzweige als Zeichen der Frömmigkeit und der Geburt Christi.
(Quelle: erzbistum-koeln.de)
Bild: Yohanes_Vianey_Lein, in : pfarrbriefservice.de