MAHNMAL GEGEN DAS VERGESSEN DES MISSBRAUCHS IN DER KATHOLISCHEN KIRCHE IM LIEBFRAUENDOM INSTALLIERT

Den Betroffenen sexuellen Missbrauchs hat Kardinal Reinhard Marx für ihr nicht nachlassendes Engagement und ihren Einsatz bei der Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche gedankt: „Es macht mir Mut, mit den Betroffenen gemeinsam diesen Weg zu gehen“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei der Installation eines vom Unabhängigen Betroffenenbeirat der Erzdiözese initiierten und verantworteten Mahnmals gegen das Vergessen des Missbrauchs in der katholischen Kirche am Sonntagabend, 9. Februar, im Münchner Liebfrauendom. Das Mahnmal kann laut Marx „kein Endpunkt“, sondern nur ein weiterer „Ausgangspunkt“ sein: „Wir können nicht aufhören aufzuarbeiten.“
 
Der Kardinal betonte, dass Erinnerung nicht bedeute, „wir schließen etwas ab, sondern wir machen das lebendig. Wir schließen etwas auf.“ Für ihn persönlich sei die Erkenntnis über das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der Kirche „mit dem Abstand eher gravierender, eingreifender, nicht verblasster, sondern stärker“ geworden. So verstehe er das Mahnmal auch nicht nur als ein Symbol, sondern vor allem auch als einen „Aufruf, dass das, was geschehen ist, nie wieder geschehen darf“, und als einen Auftrag, sich der Wahrheit zu stellen.
 
Die vergangenen 15 Jahre seien für ihn „Schritt für Schritt, am Anfang auch mit Abwehr, dann wieder im Aufbruch, ein Weg der Befreiung“ gewesen, bekannte Marx: „befreit von der Angst, wirklich die ganze Wahrheit anzuschauen." Kardinal Marx dankte in diesem Zusammenhang nochmals für die vielen persönlichen Begegnungen und auch kritischen Auseinandersetzungen mit Betroffenen. „Und das wird weitergehen und nicht verdrängt werden, um damit auch einen neuen Blick zu bekommen: auf meinen eigenen Glauben, auf die Realität der Kirche, auf die Strukturen und das Miteinander in der Kirche“, versicherte der Kardinal. Zuletzt hoffe er, dass das Mahnmal auch „ein Impuls für die gesamte Gesellschaft“ werde, auch wenn natürlich gelte: „Wir haben in der Kirche weiterhin unsere Aufgaben zu erledigen.“
 
Im Rahmen der Veranstaltung des Unabhängigen Betroffenenbeirats der Erzdiözese wurde die 60 Zentimeter hohe Ausfertigung des Kunstwerks „Heart“ des Münchner Künstlers Michael Pendry zunächst am Altar installiert, wo sie bis Ostern verbleiben wird, um anschließend dauerhaft auf einer Stele in der Krypta des Münchener Doms aufgestellt zu werden. In Anlehnung an Psalm 147,3 ist das Werk mit der Inschrift versehen: „Wer heilt die zerbrochenen Herzen?“

Quelle: Mahnmal gegen das Vergessen des Missbrauchs

Bild: EOM/Lennart Preiss